Kein Mensch kommt mit fehlendem Selbstbewusstsein auf die Welt. Allerdings wird in den frühen Kindheitsjahren der Grundstein für ein gesundes oder mangelndes Selbstwertgefühl gelegt. Kleine Kinder lernen schnell, dass sie anhand ihres Verhaltens beurteilt werden: tun sie Gutes, sind sie gut, verletzen sie Regeln, sind sie böse.
Den meisten Eltern ist nicht bewusst, dass das Gleichsetzen von Verhalten und Persönlichkeit Auswirkungen auf die Psyche hat. Sätze wie „Wie kann man nur so blöd sein.“, „Das lernst Du nie.“ oder „Du machst mich verrückt.“ signalisieren dem Nachwuchs: „Wenn ich etwas falsch gemacht habe, bin ich schlecht.“ Sie differenzieren nicht zwischen ihrer Person und ihrem Verhalten. Gehören die negativen Äußerungen der Eltern zur Regel, können sie ein stark eingeschränktes Selbstwertgefühl bei den Kindern hinterlassen. Wenn dann außerhalb des Elternhauses noch Hänseleien in der Schule oder Ablehnung durch Freunde hinzukommen, sind die Voraussetzungen für eine gestörte Selbstwahrnehmung perfekt.
Selbstbewusst wählt sich besser
Mangelndes Selbstvertrauen schlägt sich neben vielen anderen Lebensbereichen auch in der Partnerschaft nieder. Oft wird bereits die Wahl des Partners ungünstig beeinflusst. Zwei Extreme können immer wieder beobachtet werden:
- Die Suche nach einem sehr starkem Partner
- Die Suche nach einem sehr schwachen Partner
- a) Personen mit mangelndem Selbstvertrauen suchen sich starke Partner, um von deren Stärke zu profitieren. Die eigenen Selbstzweifel belasten jedoch die Beziehung. Ständiges Misstrauen und permanentes Abfordern von Liebesbeweisen von der einen Seite wird den dominanten Partner auf Dauer nerven und in die Flucht treiben – emotional oder auch rein körperlich.
- b) Das andere Extrem ist die Wahl eines schwächeren Partners, um sich überlegen zu fühlen. Problematisch wird es, wenn der schwächere Partner an Stärke gewinnt. Dann kippt die Rollenverteilung in der Beziehung und kann zum Aus führen. Ebenso schlecht ist es, wenn der Schwächere immer schwächer wird. Da auch der vermeintlich starke Partner keinen inneren Selbsthalt aufweist, können sich beide Partner nicht gegenseitig stützen und aufbauen.
Mit kleinen Schritten zum selbstbewussten Ich
Ist das Selbstwertgefühl so schlecht, dass der Alltag zur Belastung wird und Ängste und Zweifel dominieren, kann schrittweise an einer Veränderung der Eigenwahrnehmung gearbeitet werden. Ziel ist es dabei, sich selbst realistisch einzuschätzen, Stärken und Schwächen zu erkennen und sich als Mensch zu akzeptieren – trotz des einen oder anderen Fehlers. Stufen auf der Leiter zu einem gesunden Selbstwertgefühl sind unter anderem:
- Sich selbst akzeptieren
„Obwohl ich zu dick / zu klein / arbeitslos / kinderlos … bin, bin ich ein guter Mensch.“ - Selbstvertrauen entwickeln
„Ich kann … oder ich kann lernen, was dazu nötig ist.“ - Sich selbst kennen lernen (Selbstbewusstsein)
„Ich weiß, wer ich bin und was ich kann.“ - Authentisch auftreten
„Ich bin, wie ich bin.“ - Seinen Bedürfnissen nachgehen (Selbstfürsorge)
„Ich habe mir mein Hobby / den Urlaub / das Eis / die Massage … verdient.“ - Auf eigene Stärken schauen (Selbsteinschätzung)
„Ich weiß, was ich kann und was ich nicht kann.“ - Seine Werte leben (Selbstverwirklichung)
„Das (Familie, Beruf, Hobby, Toleranz, Religion…) ist mir wichtig und danach handele ich auch.“ - Probleme selber lösen
„Das müsste mal gemacht werden und jetzt packe ich es an.“ - Freundlich zu sich selbst sein
„Ich behandele mich wie einen guten Freund.“
Wichtig ist bei allen Maßnahmen auf dem Weg zum Selbstwertgefühl: jeder noch so kleine Schritt, jeder noch so kleine Erfolg zählt!
Mehr zum Thema Liebe und Partnerschaft finden Sie hier im Online-Ratgeber.